Ca­re Ar­beit

Care-Arbeit umfasst sowohl unbezahlte sowie bezahlte Pflege und Betreuung von u.a. Kindern, älteren Menschen, Langzeitkranken, Menschen mit Behinderungen, als auch Hausarbeit und ehrenamtliche gemeinnützige Arbeit im privaten Kontext (z.B. Familien) sowie die öffentliche Pflege.

Die un­glei­che Ver­tei­lung von Ca­re Ar­beit ver­hin­dert Ge­schlech­ter­gleich­stel­lung

Care-Arbeit ist essenziell für das Funktionieren von Gesellschaften. Bis 2030 wird die Zahl der Pflegebedürftigen voraussichtlich auf 2,3 Milliarden ansteigen, wobei 100 Millionen ältere Menschen und 100 Millionen Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren hinzukommen werden. x

Gleichzeitig ist die ungleiche Verteilung von Care Arbeit ein strukturelles Hindernis für die Gleichstellung der Geschlechter, denn unbezahlte Care Arbeit mindert die verfügbare Zeit für Bildung, Ausbildung und Beruf. Bezahlte Care Arbeiter*innen sind außerdem häufig prekär beschäftigt.

Die Auseinandersetzung mit Care-Arbeit von Frauen in all ihrer Diversität und marginalisierten Personen ist daher ein wichtiges Element einer feministischen Entwicklungspolitik.

  • Care Arbeit - Arbeitstage pro Jahr (Frauen)
  • Care Arbeit - Arbeitstage pro Jahr (Männer)

Arbeitsaufwand für unbezahlte Care Arbeit

Frauen ver­rich­ten 76% der ge­sam­ten un­be­zahl­ten Ca­re Ar­beit und ver­brin­gen da­mit im Durch­schnitt 4 Stun­den und 25 Mi­nu­ten pro Tag, al­so 201 Ar­beits­ta­ge jähr­lich (im Ver­gleich zu 1 Stun­de und 23 Mi­nu­ten pro Tag und 63 Ar­beits­ta­gen jähr­lich bei den Män­nern). x

Ge­schlech­te­run­gleich­hei­ten in der Ca­re Ar­beit

Unbezahlte Care Arbeit:

Frauen leisten täglich 12,5 Milliarden Stunden unbezahlte Care-Arbeit. Bewertet mit dem Mindestlohn würde dies einen Beitrag zur Weltwirtschaft von mindestens 10,8 Billionen US-Dollar pro Jahr bedeuten, mehr als dreimal so groß wie die globale Technologiebranche.x Weltweit verbringen Frauen und Mädchen in all ihrer Diversität durchschnittlich dreimal mehr Zeit mit der Pflege als Männer und Jungen. Dieses Ungleichgewicht wird durch Krisen wie die COVID-19-Pandemie und den Klimawandel weiter verschärft und trägt zu Mehrfachbelastungen von Frauen bei. Dies führt zu geschlechtsspezifischer Diskriminierung, einschließlich geringerer Bildungsabschlüsse, geringerer guter Beschäftigung und niedrigerer Löhne sowie weniger Möglichkeiten, am gesellschaftlichen oder politischen Leben teilzunehmen. Die Anerkennung, Reduktion und Umverteilung unbezahlter Care Arbeit ist wesentlicher Bestandteil der Agenda 2030 und in SDG 5 (Geschlechtergerechtigkeit) verankert. x

Bezahlte Care Arbeit:

Weltweit wird 70% der bezahlten Care Arbeit von Frauen geleistet, jedoch besetzen Frauen nur 25% der Führungspositionen. x

Bezahlte Pflegeberufe zeichnen sich durch niedrige Bezahlung, niedrigen Status, schlechte Arbeitsbedingungen und begrenzten sozialen Schutz aus. Die meisten bezahlten Pflegekräfte sind Frauen mit Migrationsgeschichte, die Teil der informellen Wirtschaft sind und unter schlechten Bedingungen und zu niedrigen Löhnen arbeiten, was soziale Ungleichheiten verstärkt.

Ge­schlech­ter­ge­rech­te und in­klu­si­ve Po­li­tik und Wirt­schaft in der ME­NA-Re­gi­on

Das GIZ-Projekt "Geschlechtergerechte und inklusive Politik und Wirtschaft in der MENA-Region“ (WoMENA, 2021 - 2025) organisiert Austauschformate zwischen Akteuren des öffentlichen und privaten Sektors sowie der Zivilgesellschaft zum Thema unbezahlte Care Arbeit. Im ersten Workshop identifizierten die Teilnehmer*innen aus sechs Ländern der MENA-Region entsprechende Herausforderungen, zum Beispiel den Mangel an qualifizierten professionellen Betreuungspersonen, die fehlende soziale Absicherung für alleinerziehende Mütter oder die rechtliche Möglichkeit für Väter, Elternzeit zu nehmen. Im zweiten Workshop wurden nun konkrete Initiativen zur Bewältigung dieser Herausforderungen vorgestellt. 

Good Prac­tice

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Erfahren Sie hier mehr zu WoMENA

Wie kann zu mehr Ge­schlech­ter­ge­rech­tig­keit in der Ca­re Ar­beit bei­ge­tra­gen wer­den?

Um Geschlechterungleichheiten im Bereich Care Arbeit zu verringern, schlägt die internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organization, ILO) die „5R“ vor:

  1. Recognize: unbezahlte Care Arbeit anerkennen, z.B. durch die Förderung von Zeitbudgeterhebungen
  2. Reduce: unbezahlte Care Arbeit reduzieren, z.B. durch Investitionen in Care-Infrastruktur sowie die Förderung sozialer Sicherung für z.B. Menschen mit Behinderungen
  3. Redistribute: unbezahlte Care Arbeit umverteilen, z.B. durch die Veränderung sozialer Normen durch Bildung und Medien und die Förderung positiver Männlichkeitsbilder
  4. Reward: bezahlte Care Arbeit fair entlohnen, z.B. durch die Förderung menschenwürdiger Arbeit für Care Fachkräfte
  5. Represent: die Repräsentanz bezahlter Care Arbeiter*innen fördern, z.B. in Tarifverhandlungen

Wenn ausreichend in entsprechende Politikmaßnahmen investiert würde, könnte der Gender Gap in der Beschäftigung um 7,5 Prozentpunkte sinken und in einigen Ländern sogar geschlossen werden. Jedoch müssten Investitionen weltweit dafür um durchschnittlich 2,5% steigen. x

Eine große Sammlung an Ressourcen zu detaillierteren Handlungsempfehlungen sind im UN Women Toolkit “From 3Rs to 5Rs“ zu finden.

Fußnoten

  1. Quelle. ILO (2018) Care work and care jobs for the future of decent work
  2. Quelle: ILO (2018) Care work and care jobs for the future of decent work
  3. Quelle: Promundo & MenCare (2021) State of the World's Fathers 2021: Structural Solutions to Achieve Equality in Care Work
  4. Quelle: Oxfam International (2020) Time to care
  5. Quelle: UN (2015) Transforming our world: the 2030 Agenda for Sustainable Development 
  6. Quelle: ILO (2022) Costs and benefits of investing in transformative care policy packages. A macrosimulation study in 82 countries